Bergbautag mit Tzscherpermahl im Heimathaus
In gemütlicher Runde trafen sich die Heimatfreunde im Heimathaus wieder zum traditionellen Tzscherpermahl. Zwei Jahre musste diese Veranstaltung wegen der Corona Pandemie ausgesetzt werden. Um so mehr erfreut war der neue Vorsitzende Heinrich Wiemers, dass er so viele Interessierte begrüßen konnte. Zur Einstimmung wurde das Steigerlied mit allen Strophen gesungen. Die Tische waren gut gedeckt mit verschiedenen Wurstsorten, Käse und dunklem Brot; auch Bier und Schnaps durfte nicht fehlen. Als Bergbaugemeinde hat sich der Heimatverein einen Bergbautag mit Tzscherpermahl als Pflichtprogrammpunkt seit vielen Jahren ins Jahresprogramm geschrieben.
Der Ehrenvorsitzende Reinhold Donnermeyer erklärte auf Plattdeutsch, woher der Begriff „Tzscherper“ kommt. Somit erfuhren die Anwesenden, dass das Tzscherpermahl ein rustikales Bergmanns-Frühstückessen ist, das in den Pausen unter Tage gegessen wurde. Namensgeber ist der Tzscherper, ein in der Sprache der Bergleute feststehendes Berufsmesser mit kurzer, gerader und harter Klinge, das ursprünglich die Erz-Bergleute aus dem Harz stets in der Seitentasche an der Hose oder am Gürtel mit sich tragen mussten. Mit dem Tzscherper wurde das Gezimmer in der Grube z. B. Tragestempel untersucht, um heraus zu finden, ob diese noch tragfähig sind oder etwa durch Fäulnis schon gelitten haben. Jeder Bergmann hatte die Pflicht, gebrochene oder beschädigte Sprossen in den hölzernen Fahrten umgehend zu reparieren. Der Tzscherper diente dem Bergmann als Werkzeug und einziges Essbesteck, mit dem er sein Brot „über den Daumen“ aß.
Karl Dorenkamp zeigte einen Film über die Bergbaugeschichte des hiesigen Bergbaus von den Anfängen bis zur Schließung der Zeche. Einige Zeitzeugen kamen im Film zu Wort und brachten die „Welt unter Tage“ dem Betrachter eindrucksvoll näher. Interessant waren die Anfänge im „Buchholz“ vor etwa 500 Jahren, wo die Kohleflöze nahe der Oberfläche entdeckt wurden. In der Folge wurden dort in jener Zeit bis zu 20 m tiefe Haspelschächte niedergebracht. Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte sich der Bergbau nach Süden zum Rudolfschacht. Es folgte später der Oeynhausenschacht und in den 50er Jahren der Nordschacht in Mettingen, der tiefste Steinkohlenschacht Europas mit einer Endteufe von 1545 Meter. Zuerst wurde früher mit Schlägel und Eisen gearbeitet, danach wurde Druckluftwerkzeug zur Förderung eingesetzt. Eine hohe produktive, voll mechanisierte Kohleförderung wurde nach den 60er Jahren durch den Einsatz mit dem Kohlenhobel erreicht. Die Schließung des Bergwerks erfolgte Ende 2018. Der Knappenverein Tecklenburger Land e. V. hat sich zur Aufgabe gemacht, das traditionelle und kulturelle Erbe des Ibbenbürener Steinkohlebergbaus für nachfolgende Generationen zu bewahren und zu fördern.
Der Bergbautag begeisterte wieder alle Heimatfreunde, sie klönten über die vergangene Zeitepoche des Bergbaus und ließen zum guten Schluss noch das Mettinger Heimatlied erklingen. Zur Erinnerung noch einige Fotos von Karl-Heinz Vörckel.