Auf frühmittelalterlichen Spuren in Mettingen
Auf einem der sieben Wanderwege von Mettingen – es ist der Weg „M7“ gelangt man zu einem Ort, der ins frühe Mittelalter des 8. Jahrhunderts führt. Dieser Ort, er nennt sich „Merowinger Eck“ und liegt auf der Höhe des Querenberges. Das „Merowinger Eck“ wird so benannt aufgrund einer historischen Ausgrabung. Die Merowinger waren das älteste Königsgeschlecht der Franken vom frühen 5. Jahrhundert bis 751 nach Christus. Sie wurden vom Geschlecht der Karolinger verdrängt. Nach ihnen wird die historische Epoche des Übergangs von der Spätantike zum frühen Mittelalter im gallisch-germanischen Raum „Merowinger Zeit“ genannt. Im Bereich des „Merowinger Ecks“ wurde im Frühjahr 1932 durch Kultivierung des Geländes ein flacher Hügel zerstört. Aus dieser Ausschüttung wurden 20 große, flache Steine geborgen. Durch eine Rekonstruktion der zusammengeschobenen Funde durch den Mettinger Heimatpfleger Karl-Heinz Brand ergab dieses ein Rechteck aus aufrechtstehenden Steinen in dessen Mitte sich grobkörniges Sedimentgestein befand. Über diese sehr interessante Entdeckung sowie über die nachfolgende Ausgrabung verfasste die Archäologin Dr. Christiane Ruhmann, eine Dokumentation. Dazu eine prägnante Zusammenfassung: Die Begehung des Fundplatzes durch August Stieren vom Amt für Bodendenkmalpflege ergab, dass es sich bei vielen der aufgefundenen Steinen um Handmühlen bzw. um deren Halbfertigprodukte handelte. Da noch der Fiskus im 18. Jahrhundert an dieser Stelle ein Mühlenregal hatte, dürfte der Fund zunächst den Flurnamen „Querenberg“ erklären. Da die früher gebräuchlichen Handdrehmühlen aus der mittelniederdeutschen Sprache „Quernen“ hießen, belegt dies, dass wohl der Name „Querenberg“ daher stammt, dass hier früher Mühlsteine hergestellt wurden. Aufgrund des Fundes und der Rekonstruktion von 1932 erfolgte anschließend im Sommer eine Ausgrabung, und förderte ein Gräberfeld von sieben Grabhügeln und 17 Flachgräbern zutage, das sich zeitlich dem frühen Mittelalter zuweisen ließ. Bei allen untersuchten Bestattungen handelt es sich um Körpergräber. Bei einigen Skelettresten und Holzresten konnte festgestellt werden, dass die Toten in gestreckter Rückenlage wohl in Baumsärgen bestattet worden sind. Alle Hügelgräber besaßen eine kreisförmige bis ovale Form, Größe von 2,20 m – 4,80 Meter, die erhaltenen Höhen beliefen sich auf 10 – 30 Zentimeter. Die Flachgräber umgab eine rechteckige Steinsetzung, die ursprünglich noch bis 20 Zentimeter Höhe über dem Erdboden aufwiesen. Die bis zu 3 Meter langen und 1 Meter breiten Grabgruben folgen auch der Annahme, dass auch hier Bestattungsverhältnisse in Form eines Baumsarges vollzogen wurden. Aus den Befundzeichnungen geht hervor, dass einige Gräber in Nord-Südrichtung und andere Gräber in Ost-Westrichtung angelegt wurden. Es wurden auch einige Grabbeigaben gefunden: eine Schnalle, drei Perlen, vier Eisenmesser sowie einige Wandscherben frühmittelartiger Machart. Als „echte“ Beigabe kann das Schwert aus der Bestattung in Grabhügel „b“ (siehe Lageplan der Gräberanlage) gelten, welches zur Linken des Toten aufgefunden wurde. Diese Grabbeilagen waren in Hügelgräber in Nord-Süd Richtung bis ins späte 7. Jahrhundert gebräuchlich. Im Anschluss an die Grabungen erfolgten abermals Begehungen durch Rudolph Dolle. Er entdeckte 21 weitere, mehr oder weniger im Areal sich abzeichnende Hügel. Im Jahr 1988 wurden noch acht Hügel erkannt und durch das Westfälische Museum für Archäologie, Münster, vermessen. Die Ausmaße waren Höhen von 20 Zentimetern und Durchmesser von 3-5 Metern. Eine Untersuchung brachte keinerlei Befunde oder Funde. Auch keinerlei Befunde erbrachte eine Untersuchung 1992 im Vorfeld von Neubaumaßnahmen. Im Jahr 1999 erfolgte noch eine weitere Untersuchung wegen Schiefertonabbaus, jedoch ohne Hinweis auf einen frühgeschichtlichen Bestattungsplatz. Aus der Schlussbetrachtung geht hervor, dass ein Teil des Gräberfeldes in die Zeit um 800 einzuordnen ist. Die Anlage des hier vorgestellten Westfälischen Friedhofs erfolgte in einer Zeit des Übergangs vom Heidentum zum Christentum. Die Nord-Süd Ausrichtung der Gräber führt in die heidnische Zeit zurück; die christlichen Gräber hatten eine Ost-West Ausrichtung. Im Heidentum wurde in standesgemäßer Tracht bestattet und im Christentum in schmuckloser Totenkleidung. Die Ausbreitung des Christentums ist im Vorfeld der Sachsenkriege Karls des Großen zu sehen. Der Herzog von Sachsen „Widokind“ führte den Widerstand gegen Karl den Großen. Die Sachsen unterlagen den militärisch überlegenden Franken. So wurde das heutige nordwestliche Deutschland dem karolinischen Reich einverleibt und schließlich christianisiert. Es gab eine Anordnung um 800, dass die Leichname der christlichen Sachsen zu den Friedhöfen der Kirche gebracht werden mussten und nicht zu den Grabhügeln der Heiden.
Am Merowinger Eck kann man sich an der aufgestellten Info-Tafel über die historische Ausgrabung von 1932 mit zusätzlichen Informationen über die Merowinger Zeit informieren. Dort können auch die Wanderer auf einigen Sitzgruppen eine Rast einlegen. Der Wanderweg „M7“ mit Start und Ziel vom Info-Stand des Heimatvereins Mettingen am Marktplatz, führt auf einer Wegstrecke von 10 Kilometern durch schöne Landschaften mit Bergen und Tälern zum Merowinger Eck. Eine Belohnung für eifrige Wanderer gibt es in Form einer Anstecknadel. Dazu ist ein Wanderpass erforderlich, der im Tourist-Info erhältlich ist. Im Wanderpass wird dann an den insgesamt 21 Stempelstationen auf den sieben Wanderwegen zum Nachweis gestempelt.
Text und Fotos: Karl-Heinz Vörckel